Soloritt in Tönisvorst
Nach dem Desaster am Donnerstag stand ich gestern mit gemischten Gefühlen am Start der RTF in Tönisvorst. Um mich herum nur fröhliche Gesichter. Viele Einzelstarter, so wie ich. Denn ein Großteil des Teams weilte noch auf Mallorca und Fitty hat noch „Hintern“. Da ich recht frühzeitig vor Ort war, hielt ich schon mal Ausschau nach einem feinen Grüppchen und sah ganz nebenbei, dass man schon deutlich vor dem eigentlichen Start auf die Strecke konnte. „Fahr schon mal los und schau was passiert“ waren meine Gedanken. Also rollte ich vom Schulhof und folgte den ein oder anderen Jungs. Blick auf den Puls, locker kurbelnd und tief in mich hinein hörend ging es aus Tönisvorst hinaus. Bereits in den Anfängen rollte ich immer wieder an einzelnen Teilnehmern vorbei. Jedoch wollte keiner mit mir mitfahren. „Irgendwann kommt die Gruppe schon vorbei“ sagte ich mir. Also ging es als Solist erst einmal weiter. Die vielen schönen Wirtschaftswege waren ein echter Genuss. Überhaupt muss mann sagen, die Veranstalter haben eine wirklich schöne Strecke ausgearbeitet. Mir hat sie super gefallen. Zudem war sie hervorragend ausgeschildert, so daß ein Verfahren unmöglich war.
Das einsame Fahren auf den Wirtschaftswegen hatte für mich auch was Gutes. Ich konnte alle Gefahren frühzeitig erkennen und häufiger mal nach hinten schauen 🙂 Aber da war nach wie vor nichts in Sicht. Mittlerweile hatte ich 50×19 oder 18 gekettet und rollte der ersten Verpflegung in Onnert entgegen. Gerade als ich diese wieder verlassen wollte, kam die erhoffte Gruppe dort an. „Dann holen sie dich auf dem nächsten Abschnitt ein“ waren meine Gedanken. Ich fuhr wie gehabt als Solist weiter und fand langsam Gefallen am meinem Tempo. Es ging immer weiter, natürlich mit dem Gedanken in Kürze eingeholt zu werden. An einer endlos langen Ampelphase tat sich aber auch nix. Ich konnte es kaum glauben. Mein nächstes Ziel war die zweite Verpflegung. „Mach es ihnen nicht so leicht“ redete ich mir Mut zu. Ich hielt das Tempo in einem ordentlichen Bereich und fand mich nach etwas über 50 Km in Niederkrüchten an der Kontrolle wieder. Hier wiederholte sich das Bild. Die Gruppe kam an, als ich gerade los fuhr. Kurz überlegte ich, ob ich warten sollte. Aber der Kopf sagte mir, mach einfach so weiter. Viel schneller scheinen sie auch nicht zu sein. Die nächsten Km rollten trotz leichten Gegenwind immer noch ganz gut. Die Beine fingen an zu schmerzen, aber alles im Rahmen. Bei Km 60 war nach wie vor nichts hinter mir zu sehen. „Ab jetzt wird in 10er Schritten abgerechnet„. Mittlerweile musste ich den Druck aufs Pedal ein wenig erhöhen, um nicht zu sehr an Tempo zu verlieren. Mein Ehrgeiz war urplötzlich geweckt. So vergingen die nächsten Km zwar nicht mehr wie im Flug, denn dafür wurden die Beine allmählich immer fester, aber sie vergingen immer noch schnell genug, um nicht eingeholt zu werden. Km 70 war Geschichte und als nächstes Ziel galten die 80, bzw die dritte Verpflegung. Ich rollte noch immer mit ordentlichem Tempo durch die Felder und Dörfer und hatte urplötzlich richtig Spaß an der Qual. „Die kriegen dich nicht mehr“ war der neue Plan. Kaum war dieser ausgeheckt, stand ich an K3. Hier war ordentlich Betrieb, waren doch die Fahrer der kürzeren Strecken auch anwesend. Von meinen Jägern war noch immer nichts zu sehen. Laut Edge hatte ich knapp 85 Km abgerissen. „Auf gehts“ sagte ich mir und gab Gino die Sporen. 20 Km sollten noch zu schaffen sein. Allerdings nahm die Müdigkeit der Beine deutlich zu. Zwar sah ich endlich mal wieder ein paar Fahrer vor mir, doch bei meinen Überholvorgängen ging niemand mit 😦 Der Blick zurück ergab noch immer dasselbe Bild. Nichts. Dann nach 93 Km überholte ich einen jungen Kerl, der tatsächlich hektisch versuchte, in meinem Windschatten zu bleiben. Ich nahm etwas Druck vom Pedal und ermöglichte ihm somit das Mitfahren. Nicht ganz uneigennützig. Ich brauchte selber mal eine kurze Verschnaufpause. Und tatsächlich tat er mir zweimal für knapp 60 sec den Gefallen. Herrlich. Endlich mal kurz etwas Erholung. Im weiteren Verlauf taten es ihm zwei weitere Mitfahrer gleich. Ergo noch einmal etwas Erholung für mich. Wenn auch wiederum nur kurz, kam sie wie gerufen. Der Jüngling war mittlerweile weggeplatzt und ein weiterer Mitfahrer gab mir zu verstehen, dass es für Führungsarbeit nicht mehr reichen würde. Der dritte Kollege bog 5 Km vor dem Ziel noch einmal ab, um die 41 Km Strecke oben drauf zu packen. Darauf hatte ich keine Lust. Eine Strecke noch mal abzuspulen, nur um 150 Km zu fahren, war mir zu blöd. Eigentlich der einzige Wehrmutstropfen der schönen Veranstaltung. So fuhr ich mit dem übrig verblieben Kollegen im Schlepptau die letzten Km gen Ziel. Einen über 100 Km langen Soloritt bei einer RTF hatte ich schon etwas länger nicht mehr. Aber gestern hat der Ritt wirklich Spaß gemacht. Meine Verunsicherung am Start wich mit jedem Km und irgendwann konnte ich sie in positive Energie ummünzen. Einfach geil. Während ich im Ziel mein wohlverdientes EPO zu mir nahm, tauchte nicht nur der Jüngling auf, sondern auch meine heimlichen Jäger. Hochzufrieden mit der Fahrt rollte ich mit Gino vom Schulhof und machte mich auf den Heimweg. Einen 30er Schnitt als Solist, da muss ich schon einige Zeit zurückschauen, um ein solches Ergebnis wieder zu finden. Vor allem mit der Vorgeschichte von Donnerstag 🙂 RTF Tönisvorst
…ja sehr gut Meister…alles gut gelaufen ( gefahren) 30er… was für ein Träumchen… Greetz und weiter sooooo
Der Traum war sehr schmerzhaft