Pfalzlands Bronze Grvl
Letzten Dienstag wurde ich um kurz nach 4 zum wiederholten Male von Kater Mogli geweckt, so dass meine Nacht früher als geplant endete. Ich stand auf, machte mich frisch und um 4:30 Uhr machte ich mich auf den Weg in die Pfalz zum Startort Bockenheim an der Weinstraße. Schlechter und unruhiger Schlaf sorgten für ein mulmiges Gefühl während der Anreise über 2,5 h, was vielleicht auch durch Magengrummeln verstärkt wurde. Jedenfalls freute ich mich riesig auf den Tag im Pfälzer Wald, auch wenn ich über keine Erfahrung bei einer solch langen Grvl Fahrt verfügte. Mein Frühstück während der Fahrt sorgte für etwas Ruhe im Magen und um kurz nach 7 stand ich in Bockenheim auf dem Parkplatz.
Das Abenteuer Pfalzland Bronze Grvl konnte beginnen!
Gestartet wurde durch einen Park hinter dem Haus der Deutschen Weinstraße. Aber bereits beim Verlassen war die Einrollphase beendet. Es ging direkt mal mit 13 % bergan und somit war mir direkt klar, dass ich heute möglichst entspannt fahren sollte. Das Wetter sollte mir bei bis zu 26 Grad und viel Sonne später auch noch ordentlich zusetzen.


Vorbei am Technik & Motorrad Museum, sowie am Segelflugplatz kurbelte ich der Sonne entgegen. Die Beine waren schwer und ich kam nicht wirklich in die Gänge 😦
„Der Tag ist noch lang“ sagte ich mir. Also einfach weiter machen und die Gegend genießen. Nach einem Stück entlang der L395 ging es wieder in die Natur. Es wurde in allen Bereichen abwechslungreicher und schöner. Eintauchen in die Natur, Landschaft genießen, die Stille im Wald, alles Dinge die ich so Liebe und weshalb ich mittlerweile so oft auf Claudio sitze. Später folgte ich einer alten Bahnlinie durch den Wald und erreichte nach 26 km den Eiswoog. Da hätte ich glatt schon hinein springen können, so einladend wirkte er auf mich. Aber ich wollte weiter. Die Kühle des Morgens weiter nutzen 😉 Auf den nächsten Km tauchte ich komplett im Wald ab. Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Ich cruiste durch die Gegend und wurde nach 42 Km im Örtchen Frankenstein vom Wald ausgespuckt. Zivilisation, wo ich im Vorfeld eine Verpflegungspause geplant hatte. Aber so euphorisch und glücklich wie ich zu diesem Zeitpunkt war, fuhr ich weiter.




Das sollte sich im weiteren Verlauf des Tages noch rächen 😦
Nach 45 Km zweigte ich ins Leinbachtal ab. Hier führte ein wirklich schöner Weg durch das Tal. Erst Asphalt, später Waldboden rollte ich die 9 Km am Leinbach entlang. Ein wirklich schöner Abschnitt, auch zum Durchschnaufen. Beim Km 54 ging es aus dem Tal heraus, noch tiefer in den Wald hinein. Die folgenden 6 km brachten mich auf eine Höhe von 485 m, alles auf Wald und Naturboden. Echt fordernd bei bis zu 9 %. Was ich aber an diesem Tag komplett unterschätzt habe, sind die langen Grvl Abfahrten. 9 Km volle Konzentration und nicht zu unterschätzende muskuläre Anspannung setzten mir hier erstmalig zu. Das kannte ich vom Straßenfahren so bisher nicht. Auch diese neue Erkenntniss sollte mir an diesem Tag noch ein paar Probleme bereiten. Durch das Tal des Speyerbachs ging es bei leichtem Auf und hauptsächlichem Bergab bis nach Neustadt an der Weinstraße. Km 83 war absolviert und bis auf eine zwischenzeitliche Gel Pause war von meinem Verpflegungsplan nicht viel übrig geblieben.
Pause in der Gastro auf dem Weinbiet
war mein Plan. Das bedeutete ab Neustadt die nächsten 6 Km bergan bis auf 554 m. Der Einstieg in den Anstieg gestaltete sich gleich zu Beginn als zäher Brocken. Mit bis zu 15 % und Sonne von oben war das Vorhaben locker bergan schnell verworfen. Eher überleben und oben ankommen war fortan die Devise. Der Anstieg erinnert mit seinem Belag und dem verwildertem Bewuchs rechts und links an diverse mallorquinische Anstiege. Das lenkte mich zumindest eine zeitlang von den Strapazen ab. Ich schlich den Anstieg Meter für Meter nach oben. Irgendwann war ich am Turm angekommen und wurde direkt geschockt. Die Gastro hatte zu 😦





Nachdem ich den Schock überwunden hatte, pfiff ich mir zwei Gels rein und leerte beide Pullen fast vollständig. Plan B, C oder D musste her. Beim Verlassen des Weinbiet konnte ich mir ein Schmunzeln beim Lesen des Schildes nicht verkneifen.

Mein Plan war es jetzt bis Bad Dürkheim zu fahren. Weitere 25 Km mit viel Auf und Ab mitten durch den Pfälzer Wald. Ich schaltete den Überlebensmodus ein, rollte los und hatte auf der folgenden Abfahrt wieder mit meiner angespannten Muskulatur zu kämpfen. Die Natur hatte mich wieder und mit jedem absolviertem Km und vor allen Dingen Hm versuchte ich positive Vibes zu generieren. Das gelang allerdings nur bedingt. Lediglich die großartige Strecke zauberte mir immer wieder ein Grinsen ins Gesicht. Schließlich erreichte in nach einer gefühlten Ewigkeit Bad Dürkheim und fand auch zügig ein Eiscafe, wo ich mir Getränke und eine Waffel mit Joghurt und Obst bestellte.

Nach der Pause inklusive weiterem Gel und Salztabletten freute ich mich auf die verbleibenden knapp 30 Km. Das Gros der zu absolvierenden Hm hatte ich bereits in den Beinen und so war ich zuversichtlich, mein heimliches Ziel von 7 bis 7:15 h Fahrzeit erreichen zu können. Aber es kommt bekanntlich anders als man denkt. Die Beine wurden plötzlich schwer wie Blei und nach wenigen Km spürte ich eine langsam einsetzende Verkrampfung in den Oberschenkeln. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich wieder einmal die typischen Fehler begangen hatte. Viel zu wenig Flüssigkeit zu mir genommen. Vielleicht hätte ich im Vorfeld mögliche Getränkestationen besser auskunden müssen. Das liess sich aber nun nicht mehr ändern und so begann mein langer Leidensweg.


Die Strecke war nach wie vor ein Träumchen, auch wenn mir die vielen kleinen kurzen knackigen Anstiege jetzt ordentlich zusetzten. Durch das Verlassen des Waldes brutzelte mir die Sonne ungehindert auf den Helm. Auch wenn ich immer langsamer wurde und öfter mal die Muskulatur dehnen musste, machte das Fahren durch und entlang der Weinreben immer noch Spaß. Das begriff ich zwar erst später beim Schreiben der Zeilen, aber immerhin. Dann war das Ziel in Sichtweite und noch ein allerletzter Anstieg wollte mit Hilfe von zurückhaltender Fahrweise überwunden werden. Bei Km 139 hatte ich es geschafft und rollte die letzten Meter hinunter nach Bockenheim. Der >Pfalzlands Bronze Grvl< war geschafft und ich total erledigt. In diesem Augenblick konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen die Silber oder Gold Tour, sprich 180 Km / 2800 Hm oder 220 Km / 4000 Hm zu absolvieren. Echt verrückt. Die nackten Zahlen lauten: 141.44 Km, 2183 Hm, 7:44:49 h, 18,3 Schnitt, 51,5 Max.
Als Fazit bleibt für mich fest zu halten: Ich war nicht das letzte Mal zum Graveln im Pfälzerwald. Vielleicht wird es dann doch mal einen Silberversuch geben. Mein Dank geht jedenfalls an das gesammte Orga Team rund um Timo Rokitta.
Hoffentlich könnt ihr auch zukünftig eure vielen Events auf die Beine stellen.
Ich könnte mir jedenfalls vorstellen, das ein oder andere Mal wieder aus Düsseldorf anzureisen 🙂