Der erste Trainingstag

im neuen Jahr war absolut bescheiden, und das ist sehr wohlwollend ausgedrückt. An den letzten Tagen hatte ich mich schon sehr auf die heutige Ausfahrt gefreut. Entsprechend motiviert bin ich heute morgen auf meinen „Fausto“ gestiegen. Ja, mein Rad hat einen Namen. Zu Ehren der italienischen Radsportlegende und mehrfachen Tour de France und Giro d´Italia Sieger Fausto Coppi. Also rauf auf´s Rad und los. Geplant war eine Runde über circa 95 Km, meine Standardrunde zum Baldeneysee plus eine zusätzliche Runde um den See. Aber irgendwie begann die Ausfahrt schon etwas merkwürdig. Der erste Anstieg nach knapp 1,5 Km, der Dernbuschweg, wird traditionell ruhig hoch gefahren, es ist schließlich noch früh am Tag und die Strecke lang. Also das 23´er drauf und locker hochkurbeln. Meine Beine fühlen sich auch entsprechend gut an. Aber beim Blick auf den Puls wird mir anders, 171 Schläge sind definitiv zu hoch. Mmmmhhhh, plötzlich melden sich auch die Beine kurzzeitig und ich denke so, Prima, da kannst du ja gleich wieder umdrehen. Aber als ich am Ende des Anstiegs aus dem Wald herauskomme, lenkt mich die Landschaft ab. Eingehüllt in Nebelschwaden vergesse ich meine Leiden und denke, Mensch ist das geil und fahre natürlich weiter in Richtung Ratingen. Hinter Knittkuhl haben die Nebelschwaden ein Ende und ich rolle die Abfahrt runter. In Ratingen läuft es wieder etwas zäher, aber ich schaffe es den Puls im Rahmen zu halten. Also weiter wie geplant. „Das ziehe ich jetzt durch“. Als ich später in´s Ruhrtal runter rausche, gibt sich sogar die Sonne etwas mehr Mühe. Na geht doch, denke ich, ich pedaliere locker Richtung Werden. Es läuft….. Leider bekomme ich den Puls nicht in den Griff und er klettert wirder langsam. “ Wenn ich noch langsamer fahre, falle ich ja um“ denke ich. Egal, weiter zum See, da ruft die Pause am Haus Scheppen….. Kurzer Fotostop am Regattaturm bei Puls 140. So sollte er eigentlich während der Fahrt sein. Na ja, weiter geht´s. Irgendwie melden sich die Beine adäquat zur Herzfrequenz und würden gerne etwas ihrer Milchsäure abgeben. Aber das klappt heute alles irgendwie nicht. Am Haus Scheppen angekommen, stakse ich mir eine Cola holen und mümmel meinen Powerbar. Das Handy klingelt und die nette Dame von DHL erklärt mir, das mein Freitag angeliefertes Päckchen, welches ich gestern in meiner Postfiliale abholen wollte, aber nicht konnte, weil es unauffindbar war, wieder auf dem Weg zum Versandhandel ist. „Prima, passt ja zum Tag“ denke ich. Nach der Pause rolle ich am See entlang und komme irgendwie nicht vom Fleck. Ein Blick auf mein Hinterrad verheisst nichts Gutes. Die Luft entschwindet und zwar recht deutlich. Anhalten, Aufpumpen, Weiter fahren und hoffen….. Nutzt nichts, ein paar hundert Meter weiter heisst es, Hände dreckig machen und den Conti von der Felge ziehen. Aber wie das mit den Conti´s so ist, es sind super Reifen, die nicht mehr von der Felge wollen. Mit aller Gewalt schaffe ich mit Dreck und Blut verschmierten Händen den kaputten Schlauch zu wechseln und den Reifen wieder auf die Felge zu wuchten. Sogar ohne Höhen und Seitenschlag. Der Stolz hält nur kurz an, der Frust macht sich wieder breit. Ich sehe aus wie ein Schwein. „Keinen Bock mehr, ab nach Hause. Die Zusatzschleife wird gestrichen“ Nachdem ich alles zusammengepackt habe, schwinge ich mich etwas steif, bedingt durch die Kälte, auf´s Rad und mach mich auf dem Weg Richtung Esel und Heimat. Die Beinmuskulatur mag nun gar nicht mehr. Die Kälte hat meine Schwäche noch etwas deutlich spürbarer für mich gemacht. „In kleinen Schritten denken, erst mal den Esel hoch, dann sehen wir weiter“ Bis zum Esel läuft es plötzlich etwas besser, also rein in den Anstieg, sind ja nur 1,25 Km. Aber nach gefühlten 50 Metern fühlen sich meine Oberschenkelmuskeln an, wie zwei aufgeblasene Luftballon´s. Langsamer fahren geht nicht mehr, Schalten auch nicht, mein Herz pumpt ganz ordentlich, hätte aber noch etwas Luft nach „oben“. Aus Rücksicht auf meine Beine verzichte ich „freiwillig“ auf eine Beschleunigung. Weiter geht es auf eine kleine Schleife durch die Felder….. Geht doch noch…… Mit meiner kleinen Schritte Taktik schaffe ich es tatsächlich bis nach Hause, erst den Anstieg vor Ratingen nehmen….. den kleinen Anstieg über die Autobahn…… der Anstieg am Bauenhaus….. Dreherstraße hoch…… An jedem der Antiege werden die Luftballon´s ein wenig größer, die Schmerzen etwas unangenehmer. Interessanterweise gehört auch scheinbar seit ca 1 Stunde der Sattel nicht mehr zu meinem Hintern. Warum mache ich das eigentlich alles. So ein beschissenes Training hatte ich schon Jahre nicht mehr. Ich kann mich nicht daran erinnern, so einen Scheißtag auf dem Rad verbracht zu haben. Zu guter Letzt habe ich noch das Gefühl, mein Bauchansatz war auch den ganzen Tag irgendwie im Weg……. Ein Tag zum Vergessen !!!

Zum See von anbussma bei Garmin Connect – Details.