Schlechte Beine in Limburg

Ein Tag zum vergessen !!!! So lässt sich die gestrige Teilnahme bei Limburgs Mooiste kurz und knapp zusammenfassen. Dabei hatte der Tag eigentlich ganz gut angefangen. Nach Parkplatzsuche und zum Start rollen, ging es um viertel nach Acht auf die Reise. Noch im Zentrum von Heerlen wurde der riesige Pulk von Radfahrern jeder Couleur auf verschiedene Routen aufgeteilt. Für mich hieß es ab sofort, der Gele Lus, der gelben Route zu folgen. Um es gleich vorweg zu sagen, war auch in diesem Jahr die Strecke hervorragend ausgeschildert. Ein Verfahren somit nicht möglich. Und auch die Vielzahl von Rad und Wirtschaftswegen scheint unerschöpflich zu sein. Die Region ist einfach ein Radfahrerparadies. Als kleiner Wermutstropfen bleibt einzig, das die Wege durch die Regenfälle der letzten Tage ab und zu etwas sandig und verschmutzt waren. Aber das wusste ich ja bereits aus den Vorjahren. Ausserdem kam mir das sogar entgegen, förderte es doch meine vorsichtige und zurückhaltende Fahrweise.

Kurz nach dem Start fand ich mich direkt in einer Gruppe wieder, die so ganz nach meinem Geschmack war. Ruhiges gemeinsames Fahren, ohne Stress und Hektik. Bis zum ersten offiziellen Helling nach 24 Km -Terstraten- ging es aber auch schon sehr wellig dahin. Anstiege bis 6 oder 7 % waren keine Seltenheit. Auch wenn nur wenige Meter lang, fing bereits hier das eigentliche Drama an. Nur merkte ich in dieser frühen Phase noch nichts davon. Wir rollten durch mir unbekannte Regionen, die mir mal wieder bestätigten, wie toll sich diese Region zum radeln eignet. Die Gruppe fuhr diszipliniert über jeden Radweg, aber auch abseits der Hauptstraßen änderte sich dieses Verhalten nicht. Ich fühlte mich sicher, merkte aber mit jedem Hm, dass irgendetwas nicht passte. Fühzeitiges Trinken war nicht das Problem, Essen auch nicht, selbst an Salztabletten habe ich später noch gedacht. Ich hatten keinerlei Idee woran es liegen könnte. Am Terstraten und auch später am Visweg spürte ich bereits ein wenig die fehlende Kraft. Bloß keinen Gedanken daran verschwenden, schoß es mir durch den Kopf. An der Verpflegung in Meersen, 2 Km später, waren die Gedanken schon wieder ausgeblendet. Rosinenmürbchen, Apfel, Banane, Orange, Müsliriegel und Keks füllten ein wenig den Magen und schon ging es weiter. Meine Laune war urplötzlich wieder gut, ganz im Gegensatz zu meinem Empfinden.

Die nördliche flache Schleife war beendet und jetzt begann der Spaß eigentlich erst. Der Kuilenberg war ein weiteres Warmup, wobei das für mich nicht mehr galt. Jeder Helling, jeder Hügel machte es mir schwerer und schwerer. Keine 50 Km gefahren und schon dermassen angeknockt 😦 Ich konnte mich nicht daran erinnern, schon mal so frühzeitig so schlechte Beine gehabt zu haben. Das der Tag kein Zuckerschlecken werde würde, war mir durchaus bewusst, aber so……… eher nicht. Es half nichts, die topografischen Schwierigkeiten fingen jetzt an. Antoniusbank (Km51), Us Marie (Km53) und die Keunestraat (Km 59) nagten weiter an meiner Moral. Trotz versuchter lockerer Fahrweise fehlte mir irgendwie die Kraft in den Beinen. Alle Versuche mich mit der tollen Landschaft abzulenken, gelangen immer nur Kurzzeitig. Auf dem nächsten Abschnitt schaffte ich es tatsächlich mich ein wenig zu erholen. Nun stand vor der nächsten Verpflegung nur noch der Koning van Spanje. Ein schattenloser Anstieg mit tollem Panorama. Aber diesem konnte ich so gar nichts mehr abgewinnen. Ich wollte nur zum Verpflegungstand, den ich auch kurze Zeit später erreichte. Wie in Meersen, wurde das Buffett geleert, nur von allem noch etwas mehr. Die Salztabletten wurde mit einer ganzen Pulle Flüssigkeit runter gespült, wodurch tatsächlich wieder ein wenig Hoffnung in mir aufkeimte. Ein Gel als Nachspeise gab es noch obendrauf 😉

Hier in Gulpen wäre Halbzeit meines Vorhabens gewesen. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Der nächste Helling ließ nicht lange auf siche warten, der Ingberberg. Eigentlich eher ein Rollerberg, stellte er sich jedoch eher wie eine Wand vor mir auf. Zu diesem Zeitpunkt setzten plötzlich erste Zweifel ein. Nach 80 Km. In dem Bewusstsein, das Schwerste noch vor mir zu haben, versuchte ich das Tempo noch weiter zu drosseln. Durch das ständige Auf und Ab konnte ich es auch umsetzen. Oder war es einfach schon die fehlende Power ???? Am Dikkebuik bei Km 88 schlich ich bereits den Berg hinauf. Ich hatte einfach keine Kraft mehr in den Beinen. 3 Km später folgte der noch schwerere Zwarte Brugweg. Und hier passierte es. Hatten sich bereits im Vorfeld leichte Krampfansätze angedeutet, zuckte es hier deutlich spürbar in den Oberschenkeln. Zwar konnte ich das komplette Verkrampfen noch verhindern, aber der runde Tritt war dahin. Unter Schmerzen quälte ich mich nach oben, trotz eines aufmunternden Fotografen. Oben angekommen stopfte ich mir mein letztes Gel rein und horchte tief in meinen Körper hinein. Die Enttäuschung tat ihr übriges dazu. Ich brach mental ein!! In dem Bewusstsein, dass der Tag noch sehr lange und schmerzhaft werden würde, rollte ich wieder los. Da tauchte nach wenigen Metern plötzlich die Streckenteilung der gelben Runde auf. 110 Km links, 150 Km geradeaus. Dich schickt der Himmel, waren meine Gedanken. Und somit bog ich völlig ausgepowert auf die kürzere Runde ab. Für mich war das zu diesem Zeitpunkt die goldrichtige Entscheidung. Ich weiss nicht, wie der Tag ansonsten ausgegangen wäre.

Nachdem ich abgebogen war versuchte ich die Beine ein wenig zu lockern. Das gelang mir zwar auch, aber das nächste Anstiegsduo liess nicht lange auf sich warten. Der Paardendoder mit über 11 % und kurz darauf der Klingelenberg mit 8 % zwangen mich zu umsichtiger 34/25 Fahrweise. Nur nicht zu viel Druck aufs Pedal, um die Krämpfe nicht ausbrechen zu lassen. Zwar zwickte, zuckte und schmerzte es mittlerweile auch in den Waden, aber den Worstcase konnte ich so gerade noch verhindern. Die übrigen Auf und Ab´s sahen nicht anders aus. Null Risiko, um irgendwie durchzukommen. Plötzlich fand ich mich auf der Straße wieder, wo ich morgens mein Auto geparkt hatte. Als ich es in einiger Entfernung stehen sah, war der Entschluß hier abzusteigen, schnell gefasst. Mit Ach und Krach gelang es mir, unfallfrei abzusteigen, so fertig war ich zu diesem Zeitpunkt.

Trotzdem stelle ich 24 Stunden später fest, die Holländer und Radsport: das klappt !!!! Der Frust ist ein wenig verraucht und 2019 ist nicht mehr weit. Wenn es der Termin zulässt, könnte ich mir eine erneute Teilnahme durch aus vorstellen. Auf welcher Strecke auch immer. Limburgs Mooiste