Neue Cols, altes Leiden

Tag 4 des Team Tripp sollte auch mir wieder neue Anstiege zeigen. Zwar keine wahrliche Riesen, aber abseits der Hauptstraßen und durch Allgäu ähnliche Landschaften. Bevor wir jedoch diese Cols erreichten, stand erst einmal die Auffahrt über Trois Epis bis Labaroche an. Geschmeidige 11 Km bei durchschnittlich 4,7 % Steigung sind ein ideales Warmup. Bereits hier hatte ich das Gefühl, endlich mal brauchbare Beine zu haben. Da hatte ich die letzten Tage schon drauf gehofft, war mir aber nicht sicher, ob es in diesen Tagen überhaupt würde eintreten können. Da sich die Sonne an diesem Morgen auch ein wenig zurück hielt, war die Fahrt sogar erträglich. Ich blickte optimistisch nach vorn und hatte auf der anschließenden Abfahrt die Hoffnung auf einen wundervollen Tag.

Col de Chamont

Durch Orbey rollten wir entspannt zum Abzweig des Col de Bermont. Unbekannte Nr. 1. Knapp 1,9 Km lang mit 6 % im Schnitt machte uns jetzt nicht wirklich Angst. Auch wenn kurze Abschnitte im zweistelligen Bereich lagen, waren wir ja Petit gestärkt 😉 Leider merkte ich hier, dass mir im Wiegetritt plötzlich der Nacken wieder Schmerzen bereitete. Noch erträglich, aber ärgerlich. Hatte ich nach dem vorherigen relativ kurzen Tag die Hoffnung gehabt, endlich ohne große Probleme fahren zu können, zeichnete sich hier bereits das Gegenteil ab. Ich fuhr dennoch unverdrossen den Bermont hinauf. Dabei suchte ich ein wenig Ablenkung in der tollen Landschaft und erfreute mich an den guten Beinen. Die Abfahrt gen Lapoutroie zur D415 war genauso schnell absolviert, wie der Abschnitt auf der Hauptstraße. Bereits nach wenigen Metern ging es rechts weg zur Unbekannten Nr. 2, dem kurzen Col de Chamont. Etwas länger als der Bermont und im Schnitt etwas steiler. 2,5 Km mit 7,1 % Steigung. Wobei der Anfang und das Ende die steileren Parts waren. Landschaftlich ein absoluter Genuss. Das Örtchen Chamont unterhalb der Passhöhe besteht aus 2 Höfen und ganz viel Land. Wirklich schön. Mir ging es Nackentechnisch immer schlechter, was ich mit Dehnübungen der Schulter, Nacken, Kopfregion versuchte in den Griff zu bekommen. Die ruppige Abfahrt runter in den Ort Freland war da nicht gerade hilfreich. Sie rüttelte mich ordentlich durch und der ein oder andere Schlag zog bis in den Kopf. Ich spürte das Ziehen bis in den Hintern und die Finger. Daduch wurde ich echt sauer. Im Gegensatz dazu wurden die Beine immer besser. Vor Wut und Enttäuschung schossen mir während der Auffahrt zum Col de Freland die Tränen in die Augen. Fabian, der neben mir fuhr, redete mittlerweile auf mich ein, aber ich sagte ihm, den Col noch, dann sehen wir weiter. Aber ich musste immer öfter die Hand vom Lenker nehmen und Pit, der etwas hinter uns fuhr machte sich auch schon so seine Gedanken.

Col de Chamont

Oben angekommen war klar, dass ich die Reißleine ziehen musste. Fabian und Pit wollten mit, was ich vehement untersagte. Sie sollten die Runde komplett weiterfahren, zumal auch ein Verfahren im weiteren Verlauf so gut wie unmöglich war. Ich duldete keine Wiederworte und verabschiedete die beiden in Aubure gen Norden, während ich östlich aus den Vogesen heraus in Richtung Ribeauville die Abfahrt hinunterfuhr. In den Weindörfern war es so voll, dass ich das Vorhaben einer kurzen Rast verwarf und durch die Weinberge mit kurzen 15%ern die Heimfahrt fortsetzte. Froh wieder in Turckheim zu sein, gönnte ich mir erst einmal ein Radler mit Blaubeer Tarte, um den Frustpegel wieder in den Griff zu bekommen. Im Quartier sorgte eine ordentliche Schmerztablette für einen kurzen tiefen gesunden Schlaf, an dessem Ende ich mich schon wieder etwas besser fühlte. Trotzdem hatte ich mir den Tag so nicht vorgestellt. Aber 70 Km mit 1700 Hm über 4 Anstiege sind besser als nix. Col Bermont & Chamont